Am 14. Juni jährt sich das verheerende Schiffsunglück, bei dem etwa 750 Geflüchtete an Bord der überfüllten “Adriana” vor der griechischen Küste bei Pylos Schiffbruch erlitten. Von diesen Passagieren, darunter etwa 100 Kinder, wurden 82 Leichen geborgen, während über 500 Menschen noch immer vermisst werden.
Die wiederholten Rettungssignale der Passagiere wurden ignoriert oder zu spät beantwortet. Die griechische Küstenwache behauptet ihrerseits, dass Hilfsangebote von den Geflüchteten abgelehnt worden seien. Die Überlebenden berichten jedoch einstimmig von einem ganz anderen Hergang. Demnach habe die griechische Küstenwache ein Seil an der Adriana befestigt, was zum Kentern des Schiffskutters geführt habe. Die Grenzschutzagentur Frontex beobachtete den Vorfall aus der Luft, griff jedoch nicht ein, da die Mitgliedsstaaten für Rettungsaktionen verantwortlich seien.
Seitdem sind die Ermittlungen nur schleppend vorangekommen. In einer beunruhigenden Wendung wurden gegen neun der 104 Überlebenden Strafverfahren eingeleitet. Sie werden beschuldigt, den Schiffbruch selbst verursacht zu haben. Diese Entwicklung wirft ernsthafte Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit des Verfahrens auf. Darüber hinaus wurde bereits im Vorfeld des Verfahrens der effektive Zugang zu adäquater juristischer Verteidigung durch das griechische Gericht in Kalamata behindert, was erhebliche Zweifel an der Beweisermittlung aufwirft. Amnesty International beobachtet auch mit Sorge, wie die griechischen Behörden systematisch Strafverfahren gegen Geflüchtete einleiten und diese mit hohen Haftstrafen belegen.
Interessierte sind herzlich eingeladen, sich an der Veranstaltung zu beteiligen und sich per Petition sowie per Brief an die Kandidat*innen zbzw. Abgeordneten zur Europawahl, für die Opfer und Überlebenden des Unglücks einzusetzen.